Oves

Wissenswertes rund ums Schaf

Beschäftigt man sich näher mit Schafen, stößt man gelegentlich auf Fachbegriffe, die in der Umgangssprache ungebräuchlich und zum Teil nur mit Mühe in Lexika zu finden sind.

Deshalb haben wir eine kleine Liste dieser Begriffe zusammengestellt, die das Verständnis erleichtern soll. Darüber hinaus findet man hier Wissenswertes über Schafe.

 

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Ablammen
Geburt eines Schafes (synonym zu Lammung)
Abomasum
der 4. Abschnitt des → Wiederkäuer-Magens (synonym zu Labmagen)
Begriffserklärung:Wiederkäuer:Tiere, die ihre Nahrung mehrmals kauen.
Artiodactyla
siehe: Paarhufer
Aue
weibliches Schaf (synonym zu Zibbe)
Aufstallung
Unterbringung der Tiere im Stall, z. B. während des Winters
Blättermagen
der 3. Abschnitt des Wiederkäuer-Magens (synonym zu Omasum)
Blauzungenkrankheit
durch Stechmücken übertragene Virusinfektion der Schafe. Es sind 24 verschiedene Serotypen bekannt, von denen momentan Serotyp 8 in Deutschland verbreitet ist
Bock
männliches Schaf (synonym zu Stähr und Widder)
Broken Mouth
Periodontitis, durch die - meist ältere - Schafe ihre bleibenden Schneidezähne verlieren
Bruch
gallertartige Masse, die bei der Käseherstellung entsteht. Nachdem die Milch mit Lab versetzt wurde, trennt sich der Bruch im Laufe von ca. 1 Stunde von der → Molke.
Begriffserklärung:Molke: wässrige Flüssigkeit, die bei der Käseherstellung entsteht.
Der Bruch wird zum späteren Käse weiterverarbeitet, indem er - ja nach Käsesorte - von der Molke getrennt, gepresst, gewürzt, mit Schimmelpilzsporen behandelt und schließlich einer bis zu mehrere Monate dauernden Reifung unterworfen wird.
Dolly
Mit dem Schaf Dolly wurde zum ersten mal ein Säugetier geklont. Dolly wurde am 05. Juli 1996 im Roslin-Institut in Schottland geboren. Ihre Existenz wurde am 27. Februar 1997 im renommierten Fachblatt Nature publiziert. Dolly musste am 14. Februar 2003 wegen Erkrankung an unheilbarer Lungenadenomatose (einer Virusinfektion) eingeschläfert werden. Während ihres kurzen Lebens wurde sie (auf natürlichem Wege) Mutter dreier Lämmer. Das National Museum of Scotland in Edinburgh hält ausführliche Informationen über Dolly bereit.
flehmen
wittern eines empfängnisbereiten Schafes durch einen Bock. Beim Flehmen zieht der Bock die Oberlippe hoch, als würde er die Nase rümpfen
gescherter Hammel
im fränkischen Sprachraum übliche Bezeichnung für einen unflätigen Rüpel
güst
nicht trächtig
Hammel
→ kastriertes
Begriffserklärung:Kastrieren: die Keimdrüsen entfernen.
männliches Schaf. Der Begriff Hammel wird auch im Zusammenhang mit einigen Schimpfwörtern gebraucht → gescherter Hammel,
Begriffserklärung:gescherter Hammel: im fränkischen Sprachraum übliche Bezeichnung für einen unflätigen Rüpel
→ Neidhammel
Begriffserklärung:Neidhammel: ein Mensch, der anderen etwas neidet
Hammelsprung
eine seit dem 19. Jahrhundert praktizierte Abstimmungsmethode im deutschen Reichs- bzw. Bundestag. Durch Betreten des Plenarsaals durch eine von drei Türen hat jeder Abgeordnete die Gelegenheit, mit "ja" oder "nein" zu stimmen oder sich der Stimme zu enthalten
Huftier (Ungulata)
Der Begriff Huftier (zoologisch: Ungulata) fasst mehrere Säugerordnungen, darunter die der Paarhufer und die der Unpaarhufer zusammen
Jährling
weibliches Schaf vor der Geburt seines ersten Lammes
Kastrieren
Die Keimdrüsen entfernen. Dies ist eine Maßnahme, die oft bei Böcken angewandt wird, um Einfluss darauf nehmen zu können, welche männlichen Tiere als Zuchttiere aktiv werden
Klaue
Zehenendglied der Paarhufer, das den Hufen der Unpaarhufer bzw. den Fingernägeln des Menschen entspricht. Die Klauen sind namensgebend für den Begriff der Klauentiere
Klauentiere
Schafe werden zusammen mit anderen Paarhufern, z. B. den Ziegen, zu den kleinen Klauentieren zusammengefasst
kören
zur Zucht zulassen
Lab
Enzym, das zur Käseherstellung verwendet wird
Labmagen
der 4. Abschnitt des Wiederkäuer-Magens (synonym zu Abomasum)
Lamm
junges Schaf
Leithammel
Synonym für Anführer, Trendsetter oder Vorbild. In der Schäferei ein meist zahmes Tier, das einem Menschen folgt und seinerseits zum Anführer für die restliche Herde wird
Looping ill
durch Zecken übertragene Virusenzephalitis der Schafe, die durch Flaviviren verursacht wird und mit der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) verwandt ist
Maul- und Klauenseuche
ansteckende Infektionskrankheit der Klauentiere
merzen
aussondern
Moderhinke
bakterielle Infektion der Klauen. Es gibt Programme zur Bekämpfung der Moderhinke
Molke
wässrige Flüssigkeit, die bei der Käseherstellung entsteht. Nachdem die Milch mit → Lab
Begriffserklärung:Lab: Enzym, das zur Käseherstellung verwendet wird
versetzt wurde, trennt sich die Molke im Laufe von ca. 1 Stunde vom → Bruch.
Begriffserklärung:Bruch: gallertartige Masse, die bei der Käseherstellung entsteht.
Molke eignet sich hervorragend als Erfrischungsgetränk.
Mutterschaf
weibliches Schaf nach der Geburt seines ersten Lammes
Neidhammel
ein Mensch, der anderen etwas neidet
Netzmagen
der 2. Abschnitt des Wiederkäuer-Magens (synonym zu Reticulum)
Omasum
der 3. Abschnitt des Wiederkäuer-Magens (synonym zu Blättermagen)
Paarhufer (Artiodactyla)
Zusammen mit anderen wiederkäuenden (z. B. Ziegen, Rindern und Kamelen) und nicht wiederkäuenden (z. B. Schweine) Tieren werden die Schafe zur Ordnung der Paarhufer (zoologisch: Artiodactyla) zusammengefasst und anderen Ordnungen von Huftieren, z. B. den Unpaarhufern, gegenübergestellt.
Paarhufer haben die erste Phalange (Daumen, große Zehe) reduziert, die 2. und 5. Phalange (Zeige- und kleiner Finger resp. Zehe) sind verkleinert. Ein Paarhufer steht und läuft also auf den Phalangen, die den Mittel- und Ringfingern (resp. Zehen) der Menschen entsprechen.
Pansen
der 1. Abschnitt des Wiederkäuer-Magens (synonym zu Rumen)
Perissodactyla
siehe: Unpaarhufer
Rassen
Es gibt eine Vielzahl von Schafrassen. Jede Herde hat jedoch in der Regel eine vorherrschende Rasse, auf die sich der Schäfer auch züchterisch konzentriert.
Reticulum
der 2. Abschnitt des Wiederkäuer-Magens (synonym zu Netzmagen)
Rumen
der 1. Abschnitt des Wiederkäuer-Magens (synonym zu Pansen)
Ruminantia
siehe: Wiederkäuer
Schäferschippe
kleine Schippe mit Fanghaken
Schafkopf
Kartenspiel, das mit bayerischem Blatt gespielt wird und in seinen Regeln dem Skat ähnelt.
Es spielen üblicherweise vier Spieler in zwei Zweiergruppen gegeneinander. Der sogenannte Spieler ruft dabei seinen Partner über die Farbe. Wer das As der aufgerufenen Farbe hat, ist der gesuchte Mitspieler. Die beiden anderen Spieler sind die gegnerische Partei.
Beim sogenannten Solo spielt ein Spieler gegen die anderen drei. Spielen (in Ermangelung einer vierten) nur drei Personen miteinander Schafkopf, so werden immer Soli gespielt.
Es kann ein langes Blatt (7, 8, 9, 10, Unter, Ober, König, As) oder ein kurzes Blatt (9, 10, Unter, Ober, König, As) zum Einsatz kommen. Jeder Spieler erhält 8 (beim langen Blatt) oder 6 (beim kurzen Blatt) Karten. Es gibt keinen Talon.
Trumpf sind Ober, Unter und die Herzkarten, beim Solo Ober, Unter und die vom Spieler festgelegte Trumpffarbe. Beim Wens stechen nur die Unter, beim Geier nur die Ober.
Sieger ist die Mannschaft, die die Mehrzahl der Punkte (mindestens 61) erreicht hat.
Schafskälte
Besonders in Deutschland zu beobachtender Kälteeinbruch Anfang Juni, der auf einen Einstrom polarer Kaltluft zurückzuführen ist.
Der Name weist einerseits darauf hin, dass Schafe nach der Schur einem ähnlich unerwarteten Kälteerlebnis ausgesetzt sind wie Menschen nach den bis dahin bereits zurückliegenden wärmespendenden Frühlingstagen. Andererseits kann dieser Kälteeinbruch für bereits geschorene und im Freien lebende Schafe durch erhöhte Anforderungen an die Thermoregulation durchaus bedrohlich werden.
Schöps
kastriertes männliches Schaf (synonym zu Hammel)
Scrapie (Traberkrankheit)
Infektionskrankheit der Schafe, die erstmals 1750 beschrieben wurde und vermutlich über die Nachgeburt übertragen wird. Sie ist verwandt mit der Mad Cow Disease (BSE) und ähnlichen Krankheiten anderer Säuger (Elche, exotischen Huftiere, Katzen, Nerze, Rentiere). Diese Krankheit endet immer tödlich. Mit Beschluss vom 23. August 2004 hat die Europäische Union die Commission Regulation 1492/2004 erlassen, die die bevorzugte Zucht hin zum PrP Genotyp A136R154R171 regelt, der eine erhöhte Resistenz gegenüber konventionellem Scrapie besitzt.
Springkrankheit
siehe: Looping ill
Sprung
Begattung eines Schafes
Sprungbock
Zucht-Bock
Stähr
alter, inzwischen ungebräuchlicher, Name für ein männliches Schaf (synonym zu Bock und Widder)
Systematische Stellung
Die systematische Stellung beschreibt die Verwandtschaftsverhältnisse der Lebewesen untereinander. Schafe ordnen sich in das System des Lebendigen folgendermaßen ein:
TaxonName
DomäneEucaryota (Eucaryoten)
Reich (Regnum)Animalia (Tiere)
Unterreich (Subregnum)Metazoa (vielzellige Tiere)
Abteilung (Divisio)Eumetazoa (Gewebetiere)
Unterabteilung (Subdivisio)Bilateria
StammgruppeDeuterostomia (Neumünder)
Stamm (Phylum)Chordata (Chordatiere)
Unterstamm (Subphylum)Vertebrata/Craniota (Wirbeltiere)
Überklasse (Superclassis)Gnathostomata (Kiefermäuler)
ReiheTetrapoda (Landwirbeltiere)
UnterreiheAmniota
Klasse (Classis)Mammalia (Säugetiere)
SubclassisTheria
InfraclassisEutheria/Placentalia (Placentatiere)
Überordnung (Superordo)Laurasiatheria
(Zwischentaxon)Paraxonia (Doppelachsentiere)
(Zwischentaxon)Cetartiodactyla
Ordnung (Ordo)Artiodactyla (Paarhufer)
SubordoRuminantia (Wiederkäuer)
InfraordoPecora (Stirnwaffenträger)
Familie (Familia)Bovidae (Hornträger)
Unterfamilie (Subfamilia)Caprinae (Ziegenartige)
Gattung (Genus)Ovis (Schaf)
Art (Spezies)Ovis (orientalis) aries (Hausschaf)
Traberkrankheit
siehe: Scrapie
Tragzeit
Nach einer Tragzeit von 5 Monaten wird in der Regel ein Lamm, selten 2 Lämmer geboren
Ungulata
siehe: Huftiere
Unpaarhufer (Perissodactyla)
Gruppe der Huftiere, die z. B. den Paarhufern gegenübergestellt wird. Typische Vertreter der Unpaarhufer sind Pferde, Nashörner und Tapire.
verlammen
eine Fehlgeburt erleiden
Widder
männliches Schaf (synonym zu Bock und Stähr)
Wiederkäuer (zoologisch: Ruminantia)
Schafe kauen ihre Nahrung mehrmals. Beim ersten Kauen wird die Nahrung zerkleinert, mit Speichel vermischt und dann geschluckt. Sie landet dabei im Pansen (anatomisch: Rumen), in dem eine Vielzahl von Mikroben (Bakterien und Ciliaten) den Hauptbestandteil pflanzlicher Nahrung, die Zellulose, aufschließen und damit erst verdaubar machen. 1 ml Panseninhalt eines Schafes kann knapp 1 Million Ciliaten beherbergen. Von dort gelangt die Nahrung in den Netzmagen (anatomisch: Reticulum) und wird von dort ca. 1 Stunde nach der Nahrungsaufnahme aufgestoßen. Das für das Aufstoßen verantwortliche Gehirngebiet liegt interessanterweise in der Nähe des Gehirngebietes, das beim Menschen das Übergeben steuert. Nach erneutem Kauen gelangt die Nahrung wieder in den Pansen und den Netzmagen. Zerkleinerte Nahrungsbestandteile werden von dort in den Blättermagen (anatomisch: Omasum) befördert. Nach der Eindickung des Nahrungsbreis gelangt die Nahrung in den Labmagen (anatomisch: Abomasum), der funktionell dem Magen der Menschen entspricht und in dem die eigentliche Verdauung stattfindet
Zahnformel
Schafe haben - nahrungsbedingt - eine andere Zahnanzahl und -form als der Mensch. Im Milchgebiss finden sich im Oberkiefer ausschließlich 3 Prämolaren pro Kieferhälfte, im Unterkiefer 3 Schneidezähne, 1 Eckzahn, 3 Prämolaren, insgesamt also 20 Zähne. Daraus ergibt sich folgende Zahnformel:
Oberkiefer
- - - - p1 p2 p3

i1 i2 i3 c1 p1 p2 p3
Unterkiefer
Im bleibenden Gebiss hat ein Schaf im Oberkiefer 3 Prämolaren und 3 Molaren pro Kieferhälfte, im Unterkiefer 3 Schneidezähne, 1 Eckzahn, 3 Prämolaren, 3 Molaren, insgesamt also 32 Zähne. Die korrespondierende Zahnformel sieht folgendermaßen aus:
Oberkiefer
- - - - P1 P2 P3 M1 M2 M3

I1 I2 I3 C1 P1 P2 P3 M1 M2 M3
Unterkiefer
Die Eckzähne haben eine ähnliche Form wie die Schneidezähne und werden gelegentlich als 4. Schneidezähne angesprochen, was jedoch nicht korrekt ist.
Ein Schaf kann also nicht, wie ein Mensch, mit den Schneidezähnen abbeißen, denn dazu fehlen ihm die oberen Schneidezähne. Stattdessen hat es im Oberkiefer eine Hornplatte, gegen die es die (unteren) Schneidezähne presst und damit das Gras festhält und abzupft
Zahnwechsel bzw. -durchbruch
Wie der Mensch, macht auch ein Schaf während der Individualentwicklung einen Zahnwechsel durch, bei dem das Milchgebiss durch das dauerhafte Gebiss ersetzt wird. Der Zeitpunkt des Zahnwechsels bzw. Zahndurchbruchs liegt zwischen 3 und 48 Monaten:
Zeitpunkt des Zahnwechsels bzw. -durchbruchs
Zahn Quelle: Dr. Stefan Schwickert: TSE-Probenentnahmeschulung Schaf Quelle: Gerold Rahmann: Ökologische Schaf- und Ziegenhaltung Quelle: Spence and Aitchison: Clinical aspects of dental disease in sheep, In Practice, July 1986, Vol. 8, p.128-135
I1 15 - 18 Monate 12 - 18 Monate 10 - 19 Monate
I2 20 - 25 Monate 24 - 30 Monate 18 - 26 Monate
I3 27 - 35 Monate 30 - 36 Monate 23 - 36 Monate
C 36 - 45 Monate 42 - 48 Monate 30 - 48 Monate
P1-P3 ca. 24 Monate 18 - 30 Monate
M1 3 Monate 3 - 5 Monate
M2 9 Monate 9 - 12 Monate
M3 18 Monate 18 - 24 Monate
Zibbe
weibliches Schaf (synonym zu Aue)

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